Text: Lara Wassermann          Foto: Getty Images/Aurora Open

Verschiedene Aspekte können Auslöser für eine Kolik sein, meistens sogar in Kombination miteinander – zu viel oder falsches Futter, Wurmbefall, Vergiftungen, gynäkologische Probleme, starke psychische Anstrengungen. Das Verdauungssystem des Pferdes ist sehr komplex und empfindlich. Oftmals sind die Zeichen einer Kolik für den erfahrenen Reiter schnell zu erkennen, und es ist ratsam, schon bei den ers­ten Anzeichen den Tierarzt zu rufen. Wir haben unser Pferd in der Regel über Jahre kennengelernt und spüren, ob es ihm gut geht oder ob ihm etwas fehlt. Dieses Gefühl muss nichts wirklich Greifbares sein, sondern kann auch sehr subtil und für Fremde nicht direkt sichtbar sein. Das Pferd steht nicht wie sonst an der Heuraufe, sondern mit dem Kopf in der Ecke. Es kann sein, dass es einfach nur müde ist und döst, es kann aber auch der Beginn einer Kolik sein. Dieses ­frühe Erkennen rettet unter Umständen das Leben des Pferdes.

Koliksymptome erkennen

Die Anzeichen einer Kolikerkrankung hängen stark vom Grad der vorhandenen Schmerzen ab. Bei geringen Schmerzen können Anzeichen sein, dass sich das Pferd zu ungewöhnlichen Zeiten hinlegt, flehmt, seinen Hals im ­Stehen stark streckt, mit den Vorderbeinen scharrt oder sich in den Bauch schlägt. ­Außerdem können ein wiederholtes ­Umsehen nach dem Bauch, Zurückstellen der Hinterbeine, häufiges Hinlegen und Wiederaufstehen Anzeichen für eine ­Kolikerkrankung sein. Sie treten häufig bei Dickdarmverstopfungen auf. Diese „milderen“ Kolikverläufe haben immer wieder Phasen der Besserung. Starke Schmerzen äußern sich in starken Unruheerscheinungen, Zähneknirschen und Wälzen. In der heftigsten Form ­einer Kolik werfen sich die Pferde rücksichtslos auf den Boden, wälzen sich und haben einen starken Schweißausbruch. Diese heftigen Kolikanfälle lassen sich bei Darmkrämpfen, Darmverlagerungen, Darmverschlüssen oder Thrombosen der Darmgefäße beobachten. Bei einer Magenerweiterung, einer Darmdrehung oder einer Darmverstopfung nimmt das Pferd sehr ungewöhnliche, unphysiologische Stellungen ein. Hundesitzige Stellung, eine Streckstellung oder eine längere Rückenlage des Pferdes weisen auf eine dieser schweren Koliken hin.

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Kolik-Arten: die Krampfkolik, die Gaskolik und die Verstopfungskolik. Die Krampfkolik ist in ers­ter Linie eine funktionelle Darmstörung. ­Diese Art kommt mit etwa 40 Prozent aller Koliken am häufigsten vor. Ursache dafür kann schon eine Unterkühlung des Pferdes oder ein plötzlicher Wetterwechsel sein. Aber auch verdorbene Futtermittel können zu den krampfartigen Darmbewegungen führen. Der abgesetzte Kot ist breiig, und die Pulsfrequenz ist erhöht. Auf der linken Bauchseite ist eine verstärkte Darmbewegung des Dünndarms hörbar. Bei einer Gaskolik bläht sich der Dünn- oder Dickdarm auf. Die Gasentwicklung tritt oftmals bei Fütterung von welkem oder erhitztem Grünfutter auf. Auch viel eiweißreiches Weidegras (häufiger Kolikgrund im Frühling), nicht richtig getrocknetes Brot oder auch Obst können Gründe für eine Gaskolik sein. Bei einer noch nicht stark fortgeschrittenen Gaskolik zeigen die Pferde nur leichte Unruheerscheinungen. Sind dagegen größere Darmabschnitte betroffen, zeigen sie starke Koliksymptome – Herz und Atemfrequenz steigen sehr hoch. Der Bauch des Pferdes erscheint dick und aufgebläht. Verstopfungskoliken entstehen in der Regel durch Anschoppungen von Darm­inhalt in Dünn- oder Dickdarm, was zu einem völligen- oder teilweisen Verschluss des Darms führt. Der davorliegende Bereich wird durch die Stauung ausgedehnt. Dabei werden, abhängig von der Dauer der Verstopfung, Darmteile geschädigt. Ursächlich ist eine geringe Darmaktivität, die aus zu viel oder zu wenig Bewegung, oder Entzündungen im Darmbereich resultieren kann. Aber auch zu große Futterpartikel, die oftmals wegen Zahnproblemen zu wenig gekaut und sogar ganz geschluckt werden, Wurmbefall oder eine Einengung des Darmbereichs durch Wassermangel können Ursachen für eine Verstopfung sein. Unterschieden wird noch zwischen einer Dickdarm- und einer Dünndarmverstopfung, wobei die Dünndarmverstopfung den gefährlichsten Koliktypen ausmacht. Dabei treten kurz nach der Futteraufnahme starke Bauchschmerzen auf. Das Allgemeinbefinden verschlechtert sich zunehmend. Es kommt zu einem Rückstau des Darminhalts bis in den Magen, der durch die fehlende Möglichkeit des Pferdes, zu erbrechen, sogar platzen kann. Außerdem ist die Gefahr eines daraus folgenden Darmverschlusses und einer deshalb notwendigen Operation bei der Dünndarmverstopfung besonders hoch. Eine Dickdarmverstopfung entwickelt sich nur langsam und Schmerzen treten erst auf, wenn ein fortgeschrittenes Stadium erreicht ist. Die Tiere setzen weniger Kot ab, welcher mit etwas Schleim umgeben ist (glänzendes Aussehen). Bei allen Anzeichen einer Kolik muss sofort ein Tierarzt gerufen werden. Je früher, desto besser für die weiteren Behandlungsmöglichkeiten.

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