Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

Könnten sich Pferde ihren Stall selbst aussuchen, würden sie ihren Tag bestimmt nicht in geschützten Innenboxen verbringen. Oft legt der Mensch im Hinblick auf die Haltungsbedin­gungen zu sehr seine eigenen Kriterien an, dabei brauchen Pferde die natürlichen Außenreize und vor allem frische Luft. „Pferde, die naturnah in abwechslungsreichem Gelände mit Baum- und Buschgruppen gehalten werden, suchen selbst die Bereiche auf, in denen sie sich je nach Witterung gerade besonders wohlfühlen“, erklärt Gerlinde Hoffmann, die seit 2001 die FN-Abteilung Umwelt und Pferdehaltung leitet. „In Ställen können Pferde ihren Aufenthaltsbereich nicht selbst wählen, daher muss der Mensch durch fachgerechte bauliche Gestaltung dafür sorgen, dass stets gute Luft herrscht, sowohl tagsüber als auch nachts.“ Dabei ist das Stallklima abhängig von verschiedenen physikalischen, biologischen und chemischen Faktoren. Zu den physikalischen Komponenten gehören die Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Luftbewegung. Biologische Faktoren sind Schimmelpilze, Bakterien und Viren. Und zu den chemischen zählen Kohlendioxid, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und weitere Schadgase.

Geliebter Wind, sogar im Winter

Aus Angst vor Zugluft sind Pferdehalter besonders an kälteren Tagen bemüht, Fenster und Tore des Stalls zu schließen. Doch wussten Sie, dass Pferde auf der Weide selbst im Winter gezielt Flächen aufsuchen, die dem Wind ausgesetzt sind? „Diese Vorliebe liegt daran, dass Pferde ihre Umgebung instinktiv im Blick und ‚in der Nase‘ behalten wollen“, sagt Gerlinde Hoffmann und bestätigt, dass Pferde viel anpassungsfähiger als Menschen sind. Das betreffe auch Temperaturschwankungen. Allerdings gelte dies nur, wenn Pferde durch die entsprechende Haltung daran gewöhnt und die sogenannten Thermoregulationsmechanismen trainiert seien. Das ist ein ganz entscheidender Punkt: Eine relativ gleichbleibende Stalltemperatur ist „reizlos“, das heißt, die Thermoregulation wird nicht trainiert und erlahmt regelrecht. Funktioniert die schnelle Anpassungsfähigkeit des Pferdes nicht mehr richtig, wirkt sich jeder größere Temperatur­unterschied regelrecht wie ein Schock auf den Organismus aus. Dabei zeigen Studien, dass gesunde Pferde verschiedener Rassen bei entsprechender Haltung und Gewöhnung auch mit Stalltemperaturen unter der Null-Grad-Grenze, also trockener Kälte, gut zurechtkommen. Im Wesentlichen sollte die Stalltemperatur der Außentemperatur entsprechen. Werte nahe und unter dem Gefrierpunkt sind allerdings meist aus Sicht des Stallbetreibers kritisch, da die Tränken einfrieren können.

Feuchtigkeit und Staub

Eine gute Lüftung des Stalls ist auch im Hinblick auf Staub und Feuchtigkeit wichtig. Pferde geben selbst ständig Wärme ab, wodurch die Stallluft auf natürliche Weise erwärmt wird. Die Luft wird dadurch allerdings auch aufnahmefähiger für Feuchtigkeit. Die relative Luftfeuchte, also die sogenannte prozentuale Wasserdampfsättigung, setzt sich aus der Feuchte der einströmenden Außenluft und der ausgeatmeten sowie ausgeschwitzten Luft der Pferde zusammen. Während feuchte Luft unter anderem Bakterien, Pilze und Parasiten begünstigt, fördert trockene Luft die Staubbildung. Stallstaub entsteht vor allem durch Futtermittel, das Aufschütteln von Heu und Stroh, durch Fegen und Putzen der Pferde. Aber auch Rußpartikel der in Stall und Reithalle verwendeten Dieselmotoren bleiben in der Luft. Da sich dieser Staub nicht gänzlich vermeiden lässt, ist ein entsprechendes Luftmanagement unumgänglich.

… Tipps für ein ideales Luftmanagement in Ihrem Stall finden Sie in der Mein Pferd-Spezial-Ausgabe.

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