Text und Foto: Nina Fischer
Tackatackatackatack – den Klang des Paso, der töltenden Gangart der Paso Peruanos, werden Mareike und ich immer im Ohr behalten. Hinter den Bergen der Valle de Traslasierra begann unser sechstägiger Wanderritt mit Ampascachi, die sich auf Wanderritte spezialisiert haben. Wer an das Land der Gauchos denkt, verbindet es vielleicht mit Härte und rauem Leben. Wir entdeckten auch die große Liebe der Gauchos zu ihrem Land. Nach einer erholsamen Nacht auf der Haras Ampascachi erlebten wir am ersten Tag etwas ganz Besonderes: Den Einritt von 800 Pilgern zu Pferd, die fünf Tage von Córdoba nach Mina Clavero unterwegs gewesen sind. Schöner kann eine Reise zu Pferd in Argentinien nicht beginnen. Am nächsten Morgen ging es dann für uns zu den Pferden: Da Mareike 1,85 Meter und ich 1,78 Meter groß sind, wirkten die vor uns stehenden Pferde zierlich auf uns. Das täuschte: Die Paso Peruanos wirken unspektakulär, unprätentiös, doch ihre Energie und ihre Kletterkünste sind beeindruckend. Durch ihren Paso – sprich Tölt – erlebten wir einen ganz neuen Rhythmus beim Wanderreiten. Der Viertakt ist unglaublich bequem zu sitzen und wenn wir in den Ebenen im schnellen Paso unterwegs waren, dann war es regelrecht berauschend. Am ersten Reittag lernten wir neben den Pferden auch unseren Rittführer Ramon und seinen Gehilfen Alberto kennen. Ramons’ wettergegerbtes Gesicht wirkte erst etwas düster auf uns – wie sehr der erste Eindruck doch täuschen kann! Ramon führte uns mit stiller Freude durch seine Heimat, ganz ohne Karte und Kompass, dabei passierten wir sanft dahingleitende Flüsse und frei lebende Rinder-, Ziegen- und Pferdeherden. Immer weiter zogen wir hinauf in die Berge zum Bergmassiv Los Gigantes. Längst waren wir im Rhythmus der Pferde und des Landes angekommen. Vom Ampascachi-Team wurden wir herzlich und fürstlich umsorgt und der Koch Sasa – ich nannte ihn Tausendsassa – kochte immer und überall: auf ein paar zusammengeschobenen Steinen und einem Grillrost, den Küchen der Gauchos.Es war eine Freude zu ihnen zu gehören. Wir kamen als Gringas und gingen zum Schluss als Freunde und Gauchas, stolz die hiesigen Bombachas (Reithosen) tragend.
Bevor wir am Abend die Los Gigantes erreichten, machten wir Quartier auf einer Estancia, um dort zu zelten. Wir hatten das große Glück, dass hier eine Rinderherde für eine Impfung zusammen getrieben war und in unserem Beisein wieder auf ihre Weidegründe entlassen wurde. In wenigen Minuten waren die Rinder in kleinen Gruppen in alle Himmelsrichtungen verschwunden. Die Gauchos zeigten uns noch einen Canyon und Mareike war total fasziniert und blickte ewig lang in die Weite. Sie hatte das Gefühl, sich in diesem Moment regelrecht aufzulösen, so leicht war es ihr ums Herz. Das Zeltlager würden Menschen aus einem anderen Kulturkreis wohl als Glamping bezeichnen. Die Atmosphäre an diesem Abend in der Küche der Gauchos war unbeschreiblich: Sasa tischte köstliches Essen auf, wir saßen zusammen mit der Familie am Tisch und Manuel sang traurigschöne Lieder und spielte Gitarre. Hätte mich jemand angesprochen, ich hätte nichts sagen können, ohne dabei in Freudentränen zu zerfließen. Die Landschaft, durch die wir zogen, war einerseits so abwechslungsreich und doch immer unverwechselbar argentinisch. In einem fremden Land ist es mir als Pferdemensch wichtig, mich mit der Rittführung wohl und sicher fühlen zu können. Mareike ist Geländerittführerin der Deutschen Wanderreiter-Akademie e.V. und ich Wanderrittführerin und Ausbilderin in der Akademie. Unser Know-how ist also gut und die Ansprüche hinsichtlich Horsemanship und Rittführung hoch. Wir waren von Ramon sehr beeindruckt, obwohl so vieles anders gemacht wurde, als wir es in Deutschland handhaben. Ich zumindest habe zuvor noch nie ein Pferd an einem Grasbüschel angebunden. Es war eine großartige, unvergessliche Reise, die uns so sanft und im gleichen Maß ganz stark bewegt hat – GRACIAS AMPASCACHI!
Ihre Nina Fischer
Entdecke die schönsten Landschaften der Berge Córdobas zu Pferd! Wir reiten wie einst die Jesuiten von unserer Estancia Haras Ampascachi durch die Sierra de Los Gigantes bis zur Jesuiten-Estancia La Candelaria, heute UNESCO Weltkulturerbe, wo sie Handel betrieben und Maulesel austauschten.
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