Text und Foto: Nicole Audrit
Seit über zehn Jahren ist der kleine Ponywallach Buddy nun bereits Janas treuer Begleiter. Sein Alter lässt sich nicht zuletzt durch das ergraute Gesicht schon einige Zeit nicht mehr leugnen. Langsam kommt die Zeit, sich mit dem unausweichlichen Tod des geliebten Tieres beschäftigen zu müssen. Die Lebenserwartung von Menschen ist höher als die von Pferden oder Hunden, somit lässt sich ein Abschied nicht vermeiden.
Bislang hatten Pferdebesitzer wie Jana nach dem Tod ihres Tieres keine Auswahlmöglichkeit und mussten ihr Pferd von der Tierkörperbeseitigung abholen lassen oder zum Schlachter bringen. Die Trauer wurde so häufig von einem unguten Gefühl durch die Unwissenheit über den Verbleib der sterblichen Überreste des Tieres begleitet. Im Februar 2017 trat schließlich die Änderung des „Tierischen Nebenprodukt-Beseitigungsgesetzes“ in Kraft, sodass fortan auch in Deutschland Pferde eingeäschert werden dürfen.
Diese Gesetzesänderung war in den Augen vieler Pferdebesitzer längst überfällig, da sich das Verhältnis von Mensch und Pferd in den letzten 50 Jahren stark verändert hat. Früher waren Pferde geschätzte Nutztiere, die zur Fortbewegung und Arbeitserleichterung auf dem Acker dienten. Heutzutage hat das Pferd für viele Menschen einen weitaus höheren Stellenwert: Partner eines tollen Sports, der Ausgleich in einem stressigen Alltag und vor allem ist es ein Familienmitglied. Aus diesen Gründen wünschten sich viele Pferdebesitzer schon länger die Möglichkeit einer Feuerbestattung für ihr Tier. Bislang gab es allerdings nur einige Großtierkrematorien in den Niederlanden und der Schweiz, dorthin mussten deutsche Pferdebesitzer ausweichen.
Am 25. Oktober 2017 eröffneten Sandra und Jochen Lutz schließlich im baden-württembergischen Schwäbisch Hall das erste Krematorium deutschlandweit, das die Genehmigung und die Örtlichkeiten zur Einäscherung von Pferden hat. „Uns war es wichtig, dass auch die Pferdebesitzer die Möglichkeit eines würdevollen Abschieds von einem langjährigen Begleiter bekommen“, erklärt Sandra Lutz, die Betreiberin des Tierkrematoriums. Preislich muss der Pferdebesitzer für die Einäscherung mit Kosten zwischen 1.990 und 3.190 Euro rechnen – abhängig vom Pferdegewicht.
Würdevoller Umgang und Transport
Den Anblick, wie das Pferd mit Gurten an den Beinen und einem Kran auf einen LKW gehievt wird, vergisst so schnell kein Pferdebesitzer. Wie jedoch soll das Pferd, das durchschnittlich etwa 600 Kilogramm auf die Waage bringt, verladen und zum Krematorium gebracht werden? Die Betreiber des Tierkrematoriums „dank & treu“ bieten diese Überführung mit größter Sorgfalt und respektvollem Umgang mit dem Tier an. „Dafür hat sich eine einfache Kunststoffplatte mit Löchern an den Rändern bewährt. Das Pferd wird langsam und vorsichtig von zwei Personen über den Rücken auf die Platte gedreht. Sobald das Pferd auf der Platte liegt, können Gurte an den seitlichen Löchern befestigt und das Tier mithilfe eines flachen Rollwagens in den Hänger gebracht werden. Auf dieser Kunststoffplatte wird das Pferd in unserem Spezialfahrzeug zum Krematorium gebracht und dort ebenfalls wieder über den Rücken direkt auf den Einäscherungswagen gedreht“, erklärt Sandra Lutz. Der pietätvolle Umgang mit dem Pferd steht im Vordergrund, sodass dem Tier und auch dem Menschen jegliche Art von Festbinden, über den Boden schleifen oder Hochheben erspart bleibt. Zudem ist mit dieser Technik auch die Abholung in engen Stallgassen oder unwegsamen Gelände möglich.
Ein Ort zum Trauern und Erinnern
Idyllisch an einem Waldrand in der Nähe von Schwäbisch Hall gelegen, fügt sich das Tierkrematorium durch seine Holzfassade harmonisch in die Umgebung ein. Die stilvolle Inneneinrichtung mit vielen natürlichen Materialien und lichtdurchfluteten Räumen schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens, die den richtigen Rahmen für einen Abschied vom geliebten Tier bietet. Durch die Einäscherung entstehende Wartezeiten können durch einen Spaziergang durch die umliegenden Wiesen und Wälder verkürzt werden. Schließlich wäre das industrielle Flair eines Gewerbegebiets für einen würdevollen Abschied von seinem Tier nicht angemessen. Das Krematorium soll den Tierbesitzern als Ort zum Trauern dienen. „Hier wird jedem viel Verständnis entgegengebracht. Besonders von Nicht-Tierbesitzern wird häufig ein großer Unterschied zwischen dem Verlust eines Menschen und eines Tieres gemacht: Beim Tod der Großmutter gibt es Sonderurlaub, beim Tod des Pferdes trifft der Tierbesitzer oft auf wenig Verständnis für seine Trauer. Bei uns werden keine Unterschiede gemacht“, so Sandra Lutz.
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…den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 3/18.