Text: Julia Schay-Beneke | Foto: Daniel Elke

An einen Sattel kann sich Bernhard Theine besonders gut erinnern. „Das war kein Alltagssattel. Er kostete etwa 8.000 Euro – ist also eher für Liebhaber und Shows.“ Es war ein Modell, bei dem er extrem seltene Leder verwendet hatte, zum Beispiel Perlrochen- oder Känguruleder. Beide Arten sind relativ dünn, sehr teuer und eignen sich vor allem für Applikationen. Der Sattel hatte jede Menge Verzierungen und Schmuck, seine Schnallen waren vergoldet.

So ein aufwendiges und detailreiches Stück kommt in Bernhard Theines Werkstatt nur ganz selten vor. Insgesamt hat er in dem kleinen Ladenlokal in Rommers­kirchen-Frixheim in den letzten 20 Jahren schon mehr als 1.000 Sättel gebaut, die meisten davon für Freizeit-, Distanz- und Wanderreiter sowie für klassisch-barocke Reiter. Insgesamt stellt er – mithilfe seiner Lehrlinge und Gesellen – vier Sättel pro Monat her, pro Sattel fallen 20 bis 50 Arbeitsstunden an. „Das hängt immer davon ab, wie umfangreich die Anforderungen sind“, erklärt er. „Ein einfacher Distanzreitsattel geht natürlich schneller als ein aufwendiger Wanderreitsattel mit Packtaschen.“ Insgesamt beobachtet er, dass die Kunden wieder mehr handgefertigte Sättel möchten. „Prozentual haben wir zwar immer noch mehr Kunden mit vorgefertigten Sätteln, die angepasst werden sollen. Aber es ändert sich was.“

Das Comeback des Handwerks

Bernhard Theine wurde 1968 geboren und erinnert sich bis heute gut daran, wie er als kleiner Junge häufig in der Werkstatt vom besten Freund seines Opas gesessen hat – einem Sattlermeister aus Arnsberg. Da in seiner Familie Handwerksmeister Tradition haben – seit 400 Jahren sind die Theines Maschinenbauer, Drucker und Stahlbauer – war schon früh klar, welches Handwerk er wählen würde. Außerdem kommt er aus einer Reiterfamilie. Er ist klassisch ausgebildet, war vier Jahre im Bundeskader Distanzreiten und reitet bis heute Distanzen. Nur wenige Minuten von der Werkstatt entfernt steht sein neunjähriger Achal-Tekkiner-Shagya-Wallach. „Mir war klar, dass ich was mit Pferden machen wollte und etwas, das Bestand hat. Einen Beruf, den man bis ins hohe Alter ausüben kann!“

Er besuchte die Meisterschule in Meinburg, wo die Zentralbeschulung bis heute stattfindet. Vor acht Jahren ist die Meisterpflicht in vielen Handwerksberufen gefallen, auch in der Sattlerausbildung. Heutzutage könnte also theoretisch jeder eine Sattlerei eröffnen. Bernhard Thei­ne kann das nicht nachvollziehen. „Viele Leute wissen gar nicht mehr, was ein Sattlermeister eigentlich ist und was er können muss. In dem Beruf steckt so viel Basiswissen drin, das von außen nicht sichtbar ist.“ So habe er seine Zeit in Meinburg als bereichernd erlebt, da dort Sattlermeister mit ganz unterschiedlichen Arbeitsweisen zu­sam­men­­ge­kommen sind. Die Zusammen­arbeit mit Kollegen von Passier, Waldhausen, Kieffer oder sogar Hermés habe er wie einen „Schmelztiegel“ empfunden.

…den gesamten Artikel lesen Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 2/18.

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