Text: Inga Dora Meyer Foto: Dagmar Gärtner/stock.adobe.com
Warum riecht mein Pferd an seinem eigenen Kot? Wie viel äppelt es eigentlich pro Tag? Und was sagt die Hinterlassenschaft über seinen Gesundheitszustand aus? Diese und andere Fragen rund um den Pferdeapfel beantworten unsere Expertinnen Dr. rer. nat. Willa Bohnet und Dr. med vet. Ingrid Vervuert.
Das Wort Kot, vermutlich im 19. Jahrhundert aus dem französischen Adjektiv „fécal“ als Fäkalien ins Deutsche entlehnt, bezeichnet die Ausscheidung des Darms. „Scheiße“ und „Kacke“ sind derbe Bezeichnungen für Kot, die im gesamten deutschen Sprachraum als Schimpfwörter verbreitet und im Allgemeinen als Ausrufewörter in adverbialen oder adjektivischen Bestimmungen verwendet werden – so weit die Definition. Die Hinterlassenschaft der Pferde, egal, mit welchem Begriff man sie nun bezeichnen möchte, ist in der Regel kein Thema, über das sich Reiter häufig unterhalten. Dabei verrät der Pferdeapfel sehr viel über das Verhalten, die Fütterung und den Gesundheitszustand der Vierbeiner. Zeit, mal etwas genauer hinzusehen.
Schwankende Kotmenge
„In der Regel setzen Pferde alle 90 bis 120 Minuten Kot ab. Die Menge variiert sehr stark in Abhängigkeit von der aufgenommenen Futtermenge und der Verdaulichkeit der Futtermittel, deshalb schwankt sie zwischen ein und fünf Prozent der Körpermasse“, so Dr. med. vet. Ingrid Vervuert vom Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik der Universität Leipzig. Das heißt: Ein durchschnittlich schwerer Warmblüter mit 600 Kilogramm bringt es – wenn drei Prozent zugrundegelegt werden – auf stolze 18 Kilogramm am Tag. „Die Menge des Kots, der bis zu zwölfmal am Tag abgesetzt wird, ist ferner abhängig von der Körpergröße und dem Entwicklungsstatus – Fohlen, Jungpferd, erwachsenes Pferd“, ergänzt Dr. rer. nat. Willa Bohnet vom Institut für Tierschutz und Verhalten der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Dabei weisen Pferde auf der Weide die meiste, viel im Stall stehende Pferde die geringste Produktion auf. Hengste und Wallache wiederum koten mehr als Stuten, Stuten mehr als Fohlen.
Wo sie die Kotballen, die in Form und Größe an einen Apfel erinnern und daher ihren Namen haben, absetzen, ist ihnen ziemlich egal. Sie stellen bei der Wahl der Toilette wenig Ansprüche – zum Leidwesen der Besitzer, die beim Entfernen des Mistes oft weit laufen müssen. „Pferde äppeln von Natur aus dort, wo sie gehen und stehen. Sie sind Weidegänger. Das bedeutet, dass sie im Weideschritt viele Stunden am Tag geradeaus gehen, dabei fressen und ebenso Kot ausscheiden. In der freien Natur würden sie ja weiterziehen und daher nicht mehr mit ihrem frischen Kot in Berührung kommen“, weiß Bohnet. Bevorzugte Böden von Hauspferden sind jedoch Sand, üppiges Gras oder die Stalleinstreu. „Ein weicher Untergrund hat sich bewährt, da die meisten Tiere schon in ihrer Jugend gelernt haben, auf Stroh Kot und Harn abzugeben (klassische Konditionierung)“, so die Expertin weiter.
Gezieltes Markieren
Die Äpfel fallen aber nicht immer unachtsam aus dem Allerwertesten, sondern werden teilweise gezielt zum Markieren verwendet – zum Beispiel auf häufig genutzten Wegen. „Dies dient zur Information für andere Familien-Gruppen, eventuell aber auch zur eigenen Orientierung. In menschlicher Obhut gehaltene Pferde markieren mit Kot oft in der Nähe von Weidezäunen, die als künstliche Grenzen zu benachbarten Pferdegruppen gelten“, erklärt die Diplom-Biologin. Hengste setzen, wenn sie auf einen fremden Kothaufen stoßen, mit sehr viel Sorgfalt gerne ein paar eigene Kotballen obendrauf. Auf diese Weise hinterlassen sie Duftmarkierungen, mit denen Gerüche anderer überdeckt werden. Auch in der Boxenhaltung ist oft zu beobachten, dass sie nur in eine Stelle misten und der restliche Bereich sauber bleibt. Bei vielen Wallachen sind diese Hengstgewohnheiten ebenfalls vorhanden. „Bei beiden spielt wahrscheinlich das Markieren zum Boxennachbarn eine Rolle“, vermutet Bohnet.
…den gesamten Artikel lesen Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 1/18.