Text und Foto: Verena Waldbröl

Als Praktikantantin bei einem deutschen Wochenblatt an der Costa del Sol in Spanien wollte ich einen Artikel über den Pferde­hof CYD Santa Maria schreiben. Den Hof betreibt Concordia, und ihre Schwester Virginia ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Gemeinsam mit einigen Volunteers päppeln die Schwestern misshandelte Pferde wieder auf und geben ihnen die Chance auf ein zweites Leben. Bei der Führung blieb mir manchmal der Mund offen stehen: Was ­Menschen so alles ihren Pferden antun! Offene Wunden, verkrüppelte Gliedmaßen, entzündete Augen, abgemagert bis aufs Skelett – wie unbedeutend wirkt da plötzlich die Mini-Macke am eigenen Pony. Dennoch: In Erinnerung blieb mir vor allem, dass wir an dem Tag viel gelacht haben. Denn trotz des vielen Leids haben sich die Schwestern eine gute Portion Humor bewahrt.

Über die Jahre entwickelte sich eine Freundschaft, und so beschloss ich in einem Sommer, die beiden als Volunteer – leider nur für eine kurze Woche – zu besuchen. Norma­lerweise sollten Volunteers länger bleiben, um eine wirklich gute Hilfe zu sein. Denn wie überall dauert es natürlich auch hier, bis man sich einfindet: Was habe ich zu tun? Wo sind die Bürsten? Ich kam im Hochsommer an und wohnte in einem kleinen Appartement, das die Nachbarn für kleines Geld an die Volunteers vermieteten – in Sichtweite der Pferde. Zum Stall brauchte ich morgens zwei Minuten: Einmal über die Koppel, dem angriffslustigen Pony ausweichen, quer über einen Paddock bis in die Offenstallgasse. Auf einer großen Tafel steht, welche Pferde schon versorgt wurden. Ein Blick darauf, dann ging es los: Ein Pferd vom Paddock holen, ­putzen, Wunden versorgen und gern auch ein bisschen tüddeln. Die allgegenwärtigen Fliegen sind hier ein großes Problem und setzen sich gern in die offenen Wunden, in Augen und Nüstern. Wenn wir uns in Deutschland über Fliegen ärgern, ist das ein Witz für spanische Verhältnisse. Dutzende Pferde leben auf dem Hof, weitere sind bei Nachbarn untergebracht. Nicht immer sind sie in körperlich schlechter Verfassung. Manchmal nimmt CYD ausgesetzte, trächtige Stuten auf – und so tummeln sich auch immer wieder Fohlen oder Jährlinge auf den Paddocks. So viele Pferde machen viel Mist. Und so gehört es auch zu den Aufgaben der Volunteers, schubkarrenweise Äpfel aus den Paddocks zu schaufeln. Leider verhält es sich mit spanischen Pferden wie mit deutschen: Wenn man an einem Ende fertig ist, kann man eigentlich am anderen Ende wieder beginnen. Aber die Arbeit lohnt sich: Viele Pferde erfahren bei CYD zum ersten Mal in ihrem Leben menschliche Liebe. ­Concordia setzt sich mit einer unglaublichen Stärke für das Wohl ihrer Schützlinge ein. Dabei kann sie auch ungemütlich werden: Tierquäler zeigt sie rigoros an. Um das Bewusstsein für Tierschutz zu schaffen, wenden sich Concordia und Virginia schon an die Jüngsten. Oft sind Schülergruppen zu Gast bei CYD, um zu lernen, was ein verantwortungsvoller ­Umgang mit Tieren bedeutet.

CYD steht übrigens für „Caballos y demás“ – Pferde und alles adere. So tummeln sich auch viele Katzen, einige Hunde und sogar Pfauen auf dem Gelände. Mit einem deutschen Tierheim hat das allerdings nichts zu tun. Staatliche Förderung gibt es nicht. Der Hof lebt von Spenden und der Mitarbeit von Volunteers. Wenn Sie auch Lust bekommen haben, eine Weile bei CYD mitzuhelfen, dann melden Sie sich gern als Volunteer. Spanisch müssen Sie nicht sprechen, Englisch ist ­allerdings von Vorteil.

http://asociancydsantamaria.es/de

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