Text: Nicole Audrit
Schon lange gibt es für Menschen die Möglichkeit, amputierte Gliedmaßen durch Prothesen zu ersetzen und somit deren Lebensqualität zu verbessern. Mittlerweile gibt es auch Beinprothesen für Pferde. Fraglich ist allerdings ihr Nutzen: Sind sie eine Behandlungsmethode, die neue Hoffnung gibt, etwa für Pferde mit Trümmerbrüchen oder Erkrankungen, die eine Amputation nötig machen? Oder verlängern sie Leid und sind schlussendlich Tierquälerei?
Im Fall der Minishetty-Stute Angel Marie (nicht das Pony auf dem Foto) wird aus egoistischen Gründen das Leid des Tieres unnötig verlängert. Von Geburt an konnte das knapp zweijährige Pony nicht richtig laufen, da ein Vorderbein amputiert werden musste, nachdem die Mutterstute draufgetreten war. Schon zu diesem Zeitpunkt wäre die Erlösung des Fohlens die einzig richtige Entscheidung gewesen. Aufgrund von Fehlentwicklungen der verbliebenen Beine konnte die Minishetty-Stute nie selbstständig laufen – eine unnötige, fast zwei Jahre andauernde Quälerei für das Lauf- und Fluchttier.
Derrick Campana arbeitet für die amerikanische Firma Animal Ortho Care und fertigt künstliche Gliedmaßen für Tiere an. Selbst er hielt die Stute zunächst für einen hoffnungslosen Fall, passte ihr aber dennoch eine Prothese an. Die Ponybesitzer Brenda und Lennie Green, Betreiber eines Pferdeschutzhofes in Industry (Maine), versuchten trotz offensichtlichem Leid des Ponys ihren Traum wahr zu machen: Angel Marie sollte laufen lernen.
In diesem Fall wurde aus Publicity-Gründen und falsch verstandener Tierliebe ein Pferdeleben künstlich verlängert – ungeachtet der Tatsache, dass dieses Leben für die Minishetty-Stute Angel Marie schon lange nicht mehr pferdegerecht ist.
(Foto: Imago/Zuma)