… Günther Fröhlich. Er ist der „Friesenpapst“ und von Kindesbeinen an hat er mit Pferden zu tun. Seit seinem 27. Lebensjahr widmet er sein Leben besonders den Friesen
Interview: Jessica Classen; Fotos: privat

Wann saßen Sie zum ersten Mal auf einem Pferd, und wie kamen Sie zur Reiterei?
Ich bin mit Pferden auf unserem Hof bereits aufgewachsen. Das erste Mal saß ich auf einem Pferd, als ich noch nicht laufen konnte. Von richtiger Reiterei wusste ich da aber noch nichts. Früher bin ich immer zum Schmied geritten, wenn die Pferde beschlagen werden mussten. Das war der Ursprung der Reiterei.

Was fasziniert Sie an Pferden?
Pferde gehören einfach zu meinem Leben dazu. An ihnen fasziniert mich besonders, dass sie eine größere Intelligenz haben, als die meisten Menschen glauben. Außerdem hat die Kraft, die sie ausstrahlen, ebenfalls einen besonderen Anreiz.

Warum sind Friesen für Sie wichtig?
Ich war sofort von ihnen fasziniert. Sie haben Ausstrahlung, Anmut, Schwebetritte und steppende Gänge, sie sind elastisch und elegant, und ich habe mich damals gefragt: „Wat sin dat für Perd? Schöne Brust, dicker Arsch, schön lange Mähne!“ Die sehen noch aus wie meine Pferde von früher, und dann habe ich mir einen in Holland gekauft und gemerkt: Das sind einfach keine Ackergäule, das sind wunderbare Pferde, die man reiten kann! Mit hoher Intelligenz ausgestattet, und wenn man sie gut arbeitet, dann sind sie auch dafür prädestiniert, in der Dressur bis zur hohen Schule mitlaufen zu können.

Wie fühlten Sie sich, als Sie 40 Araber vor der Kutsche bei der Feier zum 40-jährigen Thronjubiläum von Sultan Qaboos bin Said Al Said angespannt hatten?
Das Abenteuer war nicht die Fahrt als solche vor den 70.000 Zuschauern, sondern die Fahrt zur Halle hin. Wir haben die Geschirre von Eckhart Meinecke so anfertigen lassen, dass die Kutsche von den ersten acht Pferden gezogen wurde und die anderen vorneweg laufen konnten. Vor der Halle, in der die Feier stattfand, mussten wir einen Hang hinauf, und an diesem Hang zogen die acht Pferde die Kutsche plötzlich nicht mehr. Sie war für die Steigung zu schwer gesetzt, wir mussten mit den Händen nachgeben, und plötzlich galoppierten die 40 Pferde den Hang hoch. Zum Glück konnte ich sie durchparieren, und wir kamen unbeschadet an. Angst hatte ich aber zu keiner Zeit, ich habe impulsiv gehandelt.

Haben Sie lieber Araber oder Friesen vor eine Kutsche gespannt?
Mir waren die Araber lieber, weil 40 Friesen einfach fester im Maul sind. Die Araber sind kleine Tänzer, die man mit weicher Hand fahren muss. Aber mit 40 Friesen glaube ich nicht, dass ich das geschafft hätte.

Fahren Sie lieber Kutsche, oder sitzen Sie lieber im Sattel?
Seit ich die iX-Dream-Chaise erfunden habe, fahre ich lieber Kutsche. Das ist ein Gerät, bei dem die Pferde ohne Rückenbelastung und Strenge laufen können.

Was halten Sie von Arabofriesen?
Arabofriesen sind ausdauernder als Friesen. Ich habe mal welche ausgebildet, aber es ist einfach kein Friese mehr, und es ist auch kein Araber. Es ist eine neue Rasse. Ich denke, es ist ähnlich wie mit den Haflingern und dem Edelhaflinger.

Was halten Sie selbst davon, dass Sie in der Pferdeszene der „Friesenpapst“ genannt werden?
Den Namen „Friesenpapst“ fand ich früher fürchterlich. Heute tut mir das gut, denn dadurch kennen mich viele.

Welche Unterschiede gibt es in der Ausbildung von Friesen gegenüber anderen Rassen?
Friesen müssen mehr im Intervall trainiert werden, denn sie sind Spätzünder, die mit sechs Jahren erst richtig reif sind.

Wie kam es zu den Musicals und Shows?
Ich wollte die Menschen erreichen und ihnen zeigen, was ich so sehr liebte und lieben gelernt habe: die Arbeit mit den Pferden. Mit dem Zauberwald habe ich dann das erreicht, wovon ich immer geträumt hatte – ich habe alle Menschen erreicht.

Wären Sie nicht Reiter beziehungsweise Kutschfahrer geworden …?
… dann wäre ich Förster wie mein Urgroßvater geworden.

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