Im dritten und letzten Lehrjahr geht es für Gina Joelle Schepke nicht nur in den Stall, sondern auch endlich raus auf den Platz – sie darf nun sowohl die Pferde reiten als auch Unterricht geben. Die Ausbildung der ganz kleinen Reitschüler macht ihr besonders Spaß
Text: Jessica Classen; Fotos: Daniel Elke
Die drei Jahre der Ausbildung vergehen wie im Flug“, sagt Gina Schepke vom Reiterhof Altmühlsee. „Gestern noch hattest du Mühe, dir die Namen der ganzen Pferde auf dem Hof zu merken – Gott sei Dank gibt es die Stalltafeln –, und heute schon gibst du den meisten Reitern des Stalls Unterricht.“ Eine anfangs ungewohnte Situation, die aber schnell zur Routine wird und vor allem Spaß macht, wie Gina uns erzählt: „Zu Beginn der Ausbildung wählt man, welchen Zweig man anstreben möchte. Die meisten tendieren zur klassischen Reitausbildung, aber man kann sich auch auf Pferderennen, die Barockreiterei oder andere Spezialreitweisen festlegen. Ich persönlich habe mich für die klassische Reitausbildung entschieden, weil es genau das ist, was ich selbst bevorzuge und was mich dementsprechend interessiert.“ Außerdem ist es auch der Zweig, in dem Reitanfänger beginnen, und die Arbeit mit den Kindern gefällt Gina besonders gut. Nach der Ausbildung würde sie deshalb auch gerne im Betrieb als Pferdewirtin bleiben. „Das beinhaltet die Arbeit rund um das Pferd, wie ich es gelernt habe; aber vor allem auch Beritt und Reitunterricht“, sagt sie. „Und die ganzen Kinder, die hier auf dem Reiterhof Altmühlsee zum Reiten kommen, sind mir in der kurzen Zeit, in der ich jetzt Reitunterricht gebe, schon sehr ans Herz gewachsen.“
Das Hobby zum Beruf machen?
Normalerweise würde jeder denken, dass ein Pferdewirt zur Arbeit ja nur eines braucht: ein Pferd. Aber Gina belehrt uns eines Besseren: „Ein Pferd habe ich zwar auch, aber das hat nichts mit meiner Arbeit als Pferdewirtin zu tun; und ein zusätzliches, um direkt nach meiner Ausbildung Reitunterricht zu geben, könnte ich mir auch nicht leisten“, sagt sie und ergänzt: „Eigentlich braucht ein Pferdewirt nur zwei Sachen: einen Hufkratzer und ein Taschenmesser.“ Wie kommt sie denn jetzt darauf? Einen Hufkratzer kann man sich ja noch einigermaßen herleiten, aber das Taschenmesser? „Das ist ganz einfach: Wenn mein Pferd sich im Strick verknotet hat und nicht loskommt, kann ich es so freischneiden. Und wenn ich die Heuballen öffnen will, brauche ich auch eine Schere oder eben mein Messer. Den Hufkratzer habe ich immer dabei, weil auch auf dem Weg zur Reithalle oder -platz dem Pferd Steine in die Hufe geraten können, die ihm wehtun.“ So verhindert sie größere Verletzungen wie ein Hufgeschwür direkt von Anfang an. Alles Kleinigkeiten, die man als „Otto Normalreiter“ gar nicht beachten würde. „Ich habe das Glück, dass ich Hobby und Beruf miteinander verbinden kann“, so Gina. „Aber das ist auch nicht für jeden das Richtige. Manche wollen eben genau das nicht, damit das Hobby in der Freizeit bleibt und weiterhin Spaß macht. Ich kann aber für mich sagen, dass es mir gerade jetzt Spaß macht, beides zu haben.“ Natürlich dürfen Interessierte, die am Reiterhof Altmühlsee den Pferdewirt auf Probe machen, keinen Reitunterricht geben. Aber sie schauen Gina dabei über die Schulter, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das irgendwann einmal etwas für sie sein könnte. „In einer Woche kann man selbstverständlich nicht alles zeigen“, erklärt Gina. „Aber wir zeigen jedem trotzdem grob, was er als Pferdewirt alles wird machen müssen. Vom Misten, Füttern und Auf-die-Weide-Stellen über das Putzen und Scheren bis hin zum Reiten und Reitunterrichtgeben werden sie alles wenigstens einmal gesehen haben. Dadurch können Interessierte doch zumindest einmal einen Einblick bekommen, um sich für oder gegen den Job als Pferdewirt zu entscheiden.“ Wenn auch Sie den Pferdewirt auf Probe machen möchten, können Sie sich online beim Reiterhof Altmühlsee anmelden (www.reiterhof-altmuehlsee.de).
… jeden Mittwoch finden Sie hier Teile unserer Serie „Pferdewirt auf Probe“. Die gesamte Serie finden Sie in unseren Magazinen Mein Pferd 08/2016 bis 10/2016!
